Vereinschronik

Im Jahre 1926, in der Zeit als die Bürger von Ensen-Westhoven noch an den Nachwehen des 1. Weltkrieges litten, wo alle nichts hatten und durch den Zusammenhalt der Familien, Freunde und Nachbarn doch sehr viel hatten, entstand am 9. Juli 1926 aus dem Kegelklub „Erholung“, die St. Sebastian Schützenbruderschaft Ensen-Westhoven.

Alle Schützenbruderschaften sind mit der katholischen Kirche eng verbunden und haben einen Schutzpatron, wie z.B. den hl. St. Alban, St. Hubertus usw.
Diese Schutzpatrone sind alle für das Christentum gestorben und haben auch in der Stunde ihres Todes nicht von ihrem Glauben abgelassen.
Unsere Bruderschaft wählte als Schutzpatron den hl. Sebastian.
Der heilige Sebastian war Offizier der Leibwachen des römischen Kaisers Diokletian. Zu dieser Zeit wurden die verschiedensten Götter verehrt, aber der hl. Sebastian bekannte sich zum Christentum und half denen durch seinen Beistand, welche aufgrund ihres Bekenntnisses zum Christentum verhaftet und hingerichtet wurden.
Als der Kaiser hiervon hörte ließ er den hl. Sebastian zum Tode verurteilen. Er wurde an einen Baum festgebunden und mit Pfeilen erschossen.
Er überlebte jedoch und wurde von Christen bis zur Heilung seiner Wunden versteckt. Hieran trat der hl. Sebastian den Kaisern Diokletian und Maximin entgegen und verkündete die Lehre Gottes.
Er wurde daraufhin zum zweiten Male zum Tode verurteilt und hingerichtet. Von der Christin Lucina wurde er dann zu den Füßen der Aposteln Paulus und Petrus beerdigt.
Dieses unabdingbare Glaubenbekenntnis sowie das Leben als Christ durch den hl. Sebastian nahm sich die Bruderschaft als Vorbild und versucht dieses auch in der heutigen Zeit umzusetzen.

Ursprünglich hatten die Schützenvereine die Aufgabe, in Kriegsjahren ihre Heimatorte vor Plünderern sowie vor Unrecht zu schützen.
Durch die Jahrhunderte hindurch prägte sich jedoch ein anderes Bild einer Schützenbruderschaft. So wurde neben dem eigenen Fest, das kirchliche Leben in den Vordergrund gestellt. Denn das Motto einer jeder Bruderschaft heißt: „GLAUBE, SITTE, HEIMAT“.
Auch heute, in der modernen Zeit geht es nicht, gleich welcher Konfession, ohne den geistlichen Beistand.
Aus diesem Grunde zählt der jeweilige Kaplan bzw. Pastor als geborenes Mitglied der Bruderschaft.
Selbstverständlich hat auch die Bruderschaft hierdurch viele Aufgaben von dieser kirchlichen Gemeinschaft übernommen.
Grundsätzlich werden das Schützenfest sowie das höchste Fest der Bruderschaft, nämlich das Patronatsfest, mit dem Gottesdienst begonnen. Auch wird auf Fronleichnam während der Prozession von den Schützen der Himmel getragen, sowie der Ordnungsdienst am weißen Sonntag übernommen. Am Pfarrfest nimmt die Bruderschaft ebenfalls mit Spielständen teil.

Bei der Gründung unserer Bruderschaft wurde von den Mitgliedern Bernhard Lipinsky als 1. Brudermeister gewählt.
In den Jahren danach wurden folgende Schützenbrüder zum 1. Brudermeister gewählt:

1931 – 1934 Johann Bensberg
1934 – 1938 Josef Burgwinkel
1938 – 1958 Johann Peter Zündorf
1958 – 1965 Heinz Sterkel
1965 – 1967 Hans Weißbrod
1968 – 1974 Matthias Feld
1974 – 2001 Bernhard Reeke
2001 – 2003 Manfred Hoffmann
2003 – 2005 Bernhard Reeke
seit 2005 Theo Puchelski

Wie man aus den letzten Amtsperioden ersehen kann, hat unsere Bruderschaft nie einen Vorstand für eine Amtsperiode gewählt, sondern dem gewählten Brudermeister auf lange Jahre ihr Vertrauen ausgesprochen.
Durch die Stadtnähe sowie auch das überaus große Freizeitangebot hat es eine historische Bruderschaft immer sehr schwer ihre Mitglieder an sich zu binden, geschweige neue Mitglieder zu werben. Dieses Problem konnte jedoch durch die hervorragende, auf die Zukunft orientierte Arbeit des jetzigen Vorstandes, überwunden werden.

Bei der Gründung der Bruderschaft wurden nur aufgenommen, wer den katholischen Glauben hatte, nicht geschieden war und einen unfehlbaren Lebenswandel führte.
Durch die Städteflucht sowie Schaffung von Wohnraum für die Familien der Bundeswehrangehörigen wuchs auch die Einwohnerzahl von Ensen-Westhoven in beträchtlichem Maße.
So standen die Schützenbrüder Ende der 60er-/Anfang der 70er-Jahre vor der Entscheidung die Aufnahmebedingungen gravierend zu ändern. Dieser Zeit angepasst, wurden die Statuten so ergänzt, dass auch bis zum heutigen Tage alle Christen und von Gesetz her Geschiedene mit einem moralischen Lebenswandel Mitglied werden können.
In den 70er-Jahren verlor der Begriff Gemeinschaft bzw. Brauchtumspflege durch das vielseitige Freizeitangebot, im Ort und in der Umgebung, seine Wertstellung. Hier reagierte der Vorstand sehr umsichtig und zugleich zukunftsorientiert.
Die Bruderschaft öffnete sich als solche nach außen und schloss sich neben dem Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften dem Rheinischen Schützenbund (RSB) an.
Der Rheinische Schützenbund fördert nicht nur das Schützenleben in Tracht, sondern darüber hinaus auch das sportliche Schießen.
Dieses bedingte, dass auch Frauen als Sportschützen in die Bruderschaft eintreten dürfen.
Seit einer Satzungsänderung vor drei Jahren, ist es jetzt auch Frauen erlaubt ein aktives Mitglied der Bruderschaft zu werden, mit allen Rechten und Pflichten

Nicht nur einen Verein von Schützenbrüdern und Schützenschwestern zu führen ist die Aufgabe eines Vorstandes, sondern auch sich um den Nachwuchs zu kümmern.
Aus diesem Grunde wird bei den Schützenbrüdern die Jugendarbeit groß geschrieben.
Um eine Vielzahl von Jugendlichen für den Verein zu gewinnen, hat die Bruderschaft ein attraktives Angebot zusammengestellt.
Jedes Jahr geht die Jugendgruppe mit ihren Betreuern für 3 Tage auf große Fahrt. Es wird in einer Jugendherberge übernachtet. Am nächsten Tag steht ein Besuch eines Freizeitparks auf dem Programm.
Grillabende sowie sonstige sportliche Aktivitäten, wie z. B. Schlittschuhlaufen, Fußball, Tischtennis, Sommerbiathlon werden im Laufe des Jahres durchgeführt.
Für die sportliche Ausbildung stehen der Jugend zwei vom Landessportbund ausgebildete Trainer zur Verfügung.
Neben dem Schießsport pflegt die Schützenjugend das Brauchtum. Auf Schützenfesten schießen die Schüler mit dem Luftgewehr bzw. die Jugend mit dem Kleinkaliber ihren jeweiligen Prinzen auf einen Gips- bzw. Holzvogel aus.

Vier Tage lang feiern die Einwohner und Schützen von Ensen-Westhoven ihr Schützen- und Volksfest.
Der Festplatz befand sich vor dem 2. Weltkrieg am Verschiebebahnhof, in der Nähe des Hasenberg-Tunnel. Nach dem Kriege wurde dann der Festplatz in die Ortsmitte auf den Marktplatz verlegt.
Jedoch fühlten sich immer mehr Bewohner, welche der Brauchtumspflege nicht zugetan waren, durch das rege Treiben auf dem Festplatz und im Festzelt belästigt. Somit mussten die Schützenbrüder ihr Fest im Jahre 1983 verlagern.
Dank der Familien Esser und Jakob Schmitz, durften die Schützenbrüder auf deren Grundstück, direkt neben dem Schießstand, das Schützen- und Volksfest feiern.
Seit dem Bezug unseres neuen Schützenheimes 1998 feiern wir auch unser Schützenfest dort.
In den ersten Jahren, in gewohnter Weise in einem Festzelt, aber seit zwei Jahren, auch aufgrund der wirtschaftlichen Situation, in unserem Schützenheim. Die Resonanz aus der Bevölkerung war sehr gut, da wir durch niedrigere Kosten, diese Einsparungen an die Gäste weitergeben konnten.
Durch große Freizeitangebote und die unmittelbare Nähe zur Kölner Innenstadt gingen die Besucherzahlen stetig zurück. Damit verbunden auch die Einnahmen der Kirmesbetreiber, die dann fortblieben. Heute kommt noch eine kleine Kinderkirmes für die Kleinsten.
Der Höhepunkt eines jeden Schützenfestes ist das Königsschießen.
Vor dem Krieg wurde auf dem Festplatz der König auf einem Holzvogel noch mit Schwerkaliber ausgeschossen, wobei zu vermerken wäre, dass der erste Schützenkönig auf einer Kegelbahn ausgeschossen wurde. Durch das Verbot des Waffenbesitzes nach dem Kriege, wurde der erste König ausgelost bzw. in den Jahren danach wurde der König mit dem Luftgewehr ausgeschossen. Erst ab dem Jahre 1951 konnte dann der neue König mit dem Kleinkaliber ermittelt werden.

Im Jahre 1960 hatte die Bruderschaft wohl ihren größten Erfolg, denn Hans Weisbrod errang beim Bundeskönigsschießen die Würde des Bundeskönigs. Im gleichen Jahr wurde Hans Weisbrod mit seinen Schützenbrüdern sowie einer Abordnung der Porzer Bruderschaften zu einer Audienz von Papst Johannes XXIII. in den Vatikan eingeladen.
Auch bei sportlichen Schießwettkämpfen konnten sich Schützenjugend sowie Schützenbrüder behaupten. So belegten sie bei den Kreis-, Bezirks- und sogar Landesmeisterschaften die vorderen Plätze.
Eine große Anzahl der errungenen Pokale und Urkunden sowie die Urkunde von Papst Johannes mit seiner persönlichen Widmung sind im Schützenheim ausgestellt.
Ein weiterer großer Erfolg ist uns im Jahr 2005 gelungen, genauer gesagt unserem Ehrenbrudermeister Bernhard Reeke. Er hat es geschafft, rechtzeitig zu unserem 80-jährigen Bestehen das dritte Mal König zu werden und ist damit der erste Kaiser der Bruderschaft.
In den letzten Jahren erreichten zwei weitere Schützen, Manfred Hoffmann und Franz Diensberg, die Kaiserwürde.
Aber als Novum wird in unsere Vereinsgeschichte eingehen, dass unsere Bruderschaft seit 2013 das 3. Mal in Folge den Stadtkönig des Stadtverbandes der Kölner Schützenbruderschaften stellt. Dies wurde vorher noch nie von einer Bruderschaft erreicht.

Der erste Schießstand der Bruderschaft befand sich auf einer Kegelbahn bzw. ein Jahr nach der Gründung auf dem Festplatz  am Verschiebebahnhof.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde dann ein provisorischer Schießstand mit einigen Luftgewehrbahnen auf der Gilgaustraße errichtet.
Jedoch fanden die Schützenbrüder sehr schnell ein Grundstück auf der Annastr. 16, wo sie im Jahre 1958 ihren neuen Schießstand mit einer Kleinkaliberbahn sowie 7 Luftgewehrständen bauten.
Durch emsiges Sparen und mit finanzieller Hilfe der Mitglieder konnte im Herbst 1967 das Schießstandgrundstück käuflich erworben werden. Über die Jahre hinweg wurden noch 2 weitere Kleinkaliberanlagen gebaut sowie der Schießstand von innen komplett saniert.
Aufgrund eines im Jahre 1990 von der Stadt Köln verabschiedeten Bebauungsplanes, musste der Schießstand dem Wohnungsbau weichen. Hierbei wurde der Bruderschaft der Schießstand abgekauft und ein Grundstück an der Gremberghovener Str. zur Pacht zugewiesen.
Für den Bau des neuen Schießstandes wurden der Bruderschaft einige Auflagen gemacht.
So müssen jetzt alle Luftgewehr- und Kleinkaliberschießbahnen unterirdisch gebaut werden. Der Aufenthaltsraum sowie Schulungsraum wurden dann oberirdisch in eingeschossiger Bauweise erstellt.
Der erste Spatenstich wurde durch den Ehrenbrudermeister Bernhard Reeke am 20. Januar 1996 gesetzt. Seit 1998 sind wir eingezogen und konnten seit dieser Zeit nicht nur viele Veranstaltungen sondern auch unser Schützenfest dort feiern.
Heute verfügt unser Schießstand über drei 50m-Kleinkaliberstände und zwölf 10m-Luftgewehrstände. Weiterhin verfügen wir über den einzigen zugelassenen Schießhochstand im Bezirk. Das Königsschießen im Freien lockt dadurch sehr viele Zuschauer an.
Für Feiern aller Art stehen den Gastgebern Räumlichkeiten von 80m² im Untergeschoss und 200 m² im Erdgeschoß, sogar mit Empore, zur Verfügung, ausgestattet mit Theke und Kühlraum.